Mutmacher des Monats Januar 2022

„Abseits vom Markte und Ruhme begibt sich alles Große: Abseits vom Markte und Ruhme wohnten von je die Erfinder neuer Werte.“

Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844-1900)

Haben Sie sich schon einmal Gedanken über Ihre eigenen Werte gemacht?

Nun, das sollten Sie jedenfalls dringend tun, denn wir befinden uns inmitten eines gewaltigen Wertewandels und die Definition von Werten wird dieses neue Jahr 2022 und unsere Zukunft entscheidend beeinflussen! Aber was sind überhaupt Werte? Denn je nach dem Zusammenhang, in dem wir das Wort „Werte“ verwenden, wird es anders begriffen und erzeugt oft mehr Verwirrung als das, was es bewirken sollte: Nämlich Orientierung und Fokussierung zu geben auf das, was wirklich wichtig ist. Und genau das brauchen wir in einer Welt, die immer unsicherer und verwirrender zu werden scheint – und fragen deshalb gerade jetzt nach Werten. Bisher war einer unserer größten Werte ein gewisser Wohlstand der sich über den Wert von Geld und Besitz definierte. Für unsere Großeltern, die zum Teil zwei Weltkriege überstehen mussten, hatten z.B. Lebensmittel und Nahrung den höchsten Wert, denn „Geld kann man nicht essen“. Und für die gesamte Generation der „68er“ galt der Wert der eigenen Selbstverwirklichung als das Maß aller Dinge – was eben auch die entsprechenden Möglichkeiten und die Freiheit dazu voraussetzte. Für den Wert der Freiheit haben unzählige Menschen gekämpft und ihr Leben gelassen, denn Jahrhunderte lang mussten Menschen in Frondienst und Sklaverei verbringen und auch viele Menschen im Osten Deutschlands werden sich bestimmt noch daran erinnern können, wie das Leben in einer Diktatur mit eingeschränkter Freiheit war … 

Und wo stehen wir jetzt zu Beginn des neuen Jahres mit unseren Wertvorstellungen? Werden die kommenden Generationen den Wert der Gesundheit allen anderen Werten voran stellen? Vielen alten Menschen, die durch Corona von ihren Liebsten einfach abgeschnitten wurden um ihre körperliche Gesundheit zu erhalten, denen hat man jedenfalls keine Freiheit der Wahl gelassen. Also was ist Gesundheit ohne Freiheit der eigenen Entscheidung oder ohne die Möglichkeit der Selbstentfaltung tatsächlich wert?! 

Und dann gibt es da noch die so genannten „Wertegemeinschaften“: Staaten, Unternehmen, Religionen oder Vereine, die ihre Werte in einem geordneten Regelwerk definieren, wie z.B. demokratische Staaten, die sich eine Verfassung gegeben haben. Aber wenn wir mit ansehen müssen, wie diese scheinbar unverrückbaren Pfeiler unserer Demokratie oder unseres Glaubens kurzerhand außer Kraft gesetzt, willkürlich gebeugt oder unterwandert werden, ist dann auf solche festgeschriebenen Werte überhaupt noch Verlass?! 

Je mehr die „alten Werte“ um uns herum brechen, desto wichtiger wird es, uns die eigenen, individuellen Werte bewusst zu machen, für die wir ganz alleine oder auch gemeinsam bereit sind, uns mit aller Kraft einzusetzen bzw. dafür auch Opfer zu bringen. Sollten wir nicht besser einmal ganz neue Wege gehen und ganz neue Werte definieren? Werte wie Achtsamkeit, Bescheidenheit, Empathie, Dankbarkeit, Kreativität, Leidenschaft, Hingabe, Standfestigkeit, Vertrauen, Weisheit, Humor, Unbestechlichkeit, Rücksichtnahme, Unabhängigkeit, Solidarität, Treue, Respekt, Transparenz,  Sorgfalt, Nachhaltigkeit, Mut, Professionalität, Loyalität, Höflichkeit, Freundlichkeit, Idealismus, Großzügigkeit, Güte, Ausgeglichenheit, Begeisterung, Freude, Ehrlichkeit, Ausdauer, Geduld, Toleranz, Würde, Sauberkeit, Phantasie, Hoffnung … es gäbe so viele neue Möglichkeiten! 

Es liegt ganz allein in unserer Hand, wie wir unser Zusammenleben als Menschheit auf diesem Planeten Erde künftig gestalten wollen, denn genau darum geht es jetzt! Und jeder Einzelne kann seinen ganz eigenen Beitrag dazu leisten – mit seinem eigenen Wertebewusstsein!

(Veröffentlicht im Veranstaltungsmagazin „Vitrin“, Ausgabe Januar 2022)