Mutmacher des Monats Februar 2022

„Die größte Ehre die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat.“

Matthias Claudius (1740-1815), dt. Dichter

Vertrauen zählt für mich zu den höchsten Werten eines Menschen überhaupt. Doch dieser Wert verfällt in unserer Gesellschaft mehr und mehr. Menschen fühlen sich mittlerweile schier überall belogen und betrogen: Von Politikern, Wirtschaftsbossen, Kaufleuten, Medien – wie soll man da noch Vertrauen haben, wenn niemand mehr ehrlich ist und die Wahrheit sagt?! Denn Wahrheit ist die Basis von Vertrauen! Und so vertrauen viele Menschen schier nichts und niemandem mehr. Oftmals nicht einmal mehr dem eigenen Partner oder den Kindern oder den Eltern. Misstrauen ist der Wert, den sie leben und so sprechen sie von einem „gesunden Misstrauen“. Aber ist denn ein Leben in Misstrauen wirklich noch lebenswert? Nein. Für mich nicht. Ich kann für mich mit Überzeugung sagen, dass ich eine vertrauenswürdige Person bin, denn ich lebe nach dem Grundsatz „Was Du nicht willst, dass man Dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu.“ Und ich will nicht belogen und betrogen werden – und tue es folglich auch selbst anderen gegenüber nicht. 

Jeder Mensch, der mir begegnet, dem unterstelle ich zunächst immer nur das Beste: Nämlich, dass er Vertrauen verdient. Zugegeben – nicht immer hat sich ein Mensch letztendlich als meines Vertrauens würdig erwiesen, sondern hat mich betrogen und getäuscht: Für manche ist es einfach noch immer erstrebenswerter, seine Mitmenschen möglichst erfolgreich zu übervorteilen und über den Tisch zu ziehen. Aber viel öfter haben mir Menschen diesen Vertrauensvorschuß, den ich ihnen entgegen brachte, gedankt und sich mir gegenüber so fair und ehrlich verhalten, dass wir als Freunde voneinander geschieden sind, jederzeit bereit uns erneut zu vertrauen. Natürlich habe ich gelernt aus jenen Situationen, in denen mein Vertrauen mißbraucht wurde: Nämlich, dass der allererste Maßstab des Vertrauens ich selbst bin! Wenn ich spüre, dass jemand nicht ehrlich zu mir ist, dann muss ich meiner eigenen Wahrnehmung mehr vertrauen, als seinen Worten – und mich von diesem Menschen, diesem Geschäft etc. zurückziehen. Auf diese Weise stärke ich mein Selbstvertrauen. Ja, vielleicht werden wir allerorten sogar deshalb so unverschämt belogen und betrogen, damit wir endlich lernen, wieder unserer eigenen Wahrnehmung mehr zu vertrauen, als dem, was uns suggeriert wird! 

Und dann gibt es da noch das sogenannte Urvertrauen oder auch Gottvertrauen: Das Vertrauen in das Leben und seine natürlichen Rhythmen. Wir können fest darauf vertrauen, dass nach jeder dunklen Nacht ein neuer Tag beginnt, dass auf jeden Winter ein Frühling und dann ein Sommer folgt. Wir dürfen darauf vertrauen, dass es das Leben letztendlich gut mit uns meint, auch wenn wir das aus unserer aktuellen Sichtweise heraus zunächst vielleicht nicht erkennen können. Wer Gottvertrauen hat, der hat keine Angst mehr vor Tod und Teufel und der schwankt in schweren Zeiten des Lebens auch nicht wie ein Blatt im Wind. Der sucht nicht mehr Orientierung in der Welt und bei anderen – sondern der findet Stabilität und Antworten in sich selbst! 

Ich wünsche mir, dass der Wert des Vertrauens in unserer Welt wieder fest verankert wird: Dass jeder Mensch sich so ehrlich verhält, dass er vertrauenswürdig für andere ist. Dass wir uns nicht mehr mit vorsichtigem Misstrauen begegnen und unsere Vertrauenswürdigkeit nicht mehr unter Beweis stellen müssen. Dass wir überhaupt wieder in der Lage sind, anderen mit Vertrauen zu begegnen! Und deshalb ist es so wichtig, dass wir alle wieder vertrauen lernen – und diesen Wert als einen der höchsten Werte in unserer Gesellschaft implementieren!