Mutmacher des Monats Dezember 2022

„Wenn ich loslasse, was ich bin, werde ich, was ich sein könnte.

Wenn ich loslasse, was ich habe, bekomme ich, was ich brauche.“

Laotse (chin. Philosoph aus dem 6. Jhdt. v. Chr.)

Wir sind fast am Ende des Jahres angekommen. Wieder einmal ist es Zeit, loszulassen. Ein ganzes Jahr mit allen seinen Erlebnissen und Erinnerungen gilt es nun abzuschließen und zu überprüfen, was uns nicht mehr dient, was wir weiter behalten oder sogar ausbauen möchten.

Doch um etwas Neues auf- oder auszubauen, müssen wir dafür auch erst einmal Platz schaffen und Altes loslassen. Manchmal, wenn uns die Dinge nicht ganz so wichtig sind, ist das Loslassen recht einfach. Schwieriger ist es hingegen, das los zu lassen, was uns sehr wichtig erscheint, selbst wenn wir erkennen, dass es uns in unserem Fortkommen oder dem persönlichen Wachstum behindert. Wie viele Menschen bleiben z.B. in einem Job, einer Umgebung oder in einer Beziehung verhaftet um ihrer Sicherheit oder Bequemlichkeit willen, obwohl sie genau spüren, dass es höchste Zeit wäre, sich daraus zu lösen, weil sie schon lange nicht mehr glücklich damit sind. Und anstatt eine Entscheidung für sich selbst zu treffen und aufgrund dieser Erkenntnis aktiv ins Handeln zu gehen – warten sie lieber ab, ob sich nicht von ganz alleine neue Pfade eröffnen.

Aber so läuft das Leben nicht – oder zumindest nur sehr selten. Sondern das Leben verlangt von uns, mutig zu sein, klare Entscheidungen für uns selbst zu treffen und sie durch entsprechende Handlungen auch deutlich zum Ausdruck zu bringen. Den freien Willen, der uns Menschen gegeben ist, dürfen wir benutzen um unser Leben aktiv in die Hand zu nehmen: Mutig einmal in Neues „hinein“ springen ohne die Sicherheit, schon vorher zu wissen wie es ausgeht und wo wir dann landen werden. Leben ist Bewegung! Und nicht Erstarrung in alten, überholten, festgefahrenen Mustern. Dabei liegt es tatsächlich an jedem Einzelnen selbst, zu erkennen wo er feststeckt und wo es notwendig ist, sich daraus zu lösen. „Loslassen“, dieses Wort bedeutet auch, dass etwas Neues erst dann richtig „los“ gehen kann, „losgelassen wird“, wenn wir dazu bereit sind, etwas Altes zurück oder liegen oder sein zu „lassen“! Erst danach eröffnen sich meist auch neue Wege, neue Möglichkeiten, neue Kontakte.

Besonders häufig stecken wir jedoch fest in unseren Vorstellungen, wie etwas zu sein hat oder wie es sein könnte. Wir sind manchmal völlig vernagelt in der Gewissheit, dass es nur so und nicht anders gehen kann. Aber genau das sind die Dinge, die ein „Loslassen im Kopf“ erforderlich machen, denn das Leben hält durchaus viele Überraschungen und manchmal sogar wundervolle, neue Möglichkeiten parat, wenn wir denn erst einmal bereit sind, uns auf etwas Neues ein zu lassen!

Einen „Kuhhandel mit dem Schicksal“ können wir dabei aber nicht abschließen: Nur weil wir bereit sind, Neues zu wagen, heißt das nicht automatisch, dass nur Gutes kommt. Ganz im Gegenteil: Es kann uns sogar wie eine schmerzhafte Bruchlandung vorkommen. Aber gerade in diesen Situationen ist Wachstum möglich und statt unsere Entscheidungen dann zu bedauern, sollten wir sie dankbar begrüßen und uns erst recht auf unsere eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten besinnen. Manchmal, so hart das auch klingen mag, ist eine Bruchlandung vielleicht genau der entscheidende Impuls, den wir brauchen!

„Leben ist Bewegung“ bedeutet auch „wer sich nicht bewegt, der wird bewegt“! Das drückt aus, wenn wir selbst nicht die notwendigen Entscheidungen zur Veränderung treffen, treten Umstände in unser Leben, die wir dann eben gar nicht mehr kontrollieren oder wenigstens gut heißen können, denn sie werfen uns mit Sicherheit schmerzhaft aus unserem gewohnten Trott heraus. Dann haben wir keine Wahl mehr und da wäre es doch wirklich besser, die Dinge unseres Lebens aktiv selbst zu gestalten, auch auf die Gefahr hin, dass es anders kommt, als wir uns das gedacht hatten. Und so wünsche ich uns allen zum Jahresende ein mutiges „Loslassen“ und aktives Gestalten im großen Spiel des Lebens! Freuen wir uns auf das unbekannte Neue: Es könnte ja auch besser werden, als wir uns das je erträumten!